Der Abschied war ein langer. Wenn ich es genau nehme war eigentlich sein Leben ein einziger Abschied. Ich musste damals Abschied nehmen, von dem Kind, dass ich mir eigentlich wünschte. Dann musste ich mich von dem verabschieden, was ich mir für ihn wünschte.

Seit Jahren wusste ich, dass er sterben wird.

Aber wie es einmal sein wird habe ich mir in den schlimmsten Träumen nicht vorstellen können.

 

Das meiste für die Trauerfeier haben wir selbst gestaltet. Mit unseren Vorstellungen kamen meine Eltern und ich gut überein. Jeder respektierte die Wünsche des anderen. Wir druckten Faltblätter mit Liedern und Texten. Wir suchten die Musik aus und entwarfen Karten.

 

Ein letztes mal sehen konnten wir Alexander am Freitag, den 12.02.2000. Ich war bis zuletzt sehr unsicher ob ich ihn noch mal anschauen sollte oder nicht — im Gegensatz zu meiner Mutter, die felsenfest entschlossen war. Also ließ ich ihr den Vortritt und bat sie, mir zu sagen, ob er noch genauso friedlich aussah, wie im Krankenhaus.  Sie holte mich dann hinein. Ich beugte mich über seinen Sarg in dem er lag, wie in seinem Bett. Und ich sah  -   er ist    t o t.

Ich nahm seine kalte Hand und küsste seine kalte Stirn, legte ihm noch ein letzten Teddy mit kleinen Flügeln in den Sarg, führte ein letztes sehr tränenreiches Gespräch mit ihm.

Dann entschlossen meine Mutter und ich uns zu gehen. Ich wusste er kann nicht mehr in diesem kalten, toten Körper sein.

Wo immer er auch war  - und ich hoffe er war um uns und konnte uns hören  -   ich bereue nicht, ihn noch ein letztes mal berührt und geküsst zu haben. Ich glaube es stimmt, was in den Büchern, die ich gelesen habe - es hilft zu verstehen.

 

Die Trauerfeier kam dann 4 Tage später am Dienstag, den 15.02.2000. Morgens war mir so schlecht, dass ich dachte ich müsse mich noch übergeben. Angst hatte ich davor, dort in die Kapelle zu gehen. Doch so sehr erschreckte mich der Anblick des Sarges gar nicht. Vielleicht, weil ich ihn vorher schon darin gesehen habe.

 

Aber die Worte, der Pastorin waren so ergreifend, dass kaum jemand seine Tränen zurückhalten konnte. Da war es wieder, dieses schmerzliche Bewusstsein, er ist wirklich nicht mehr hier — er kommt nie mehr wieder und all die Szenen aus dem Krankenhaus.

 

Nach 5 Wochen fand die Urnenbeisetzung statt. Der Anblick der Urne war schwer mit Alexander in Einklang zu bringen. Aber nach wie vor sind meine Eltern und ich der Meinung, dass diese Art der Beisetzung erträglicher ist, als zu wissen das sein Körper langsam unter der Erde zerfällt.

 

Und nun haben wir einen Ort, an dem wir Alexander „besuchen“ können.

 

Obwohl - bei uns ist er immer  -  in unseren Herzen.